Gesellschaft  


Hier bleib ich bis zuletzt

Alt werden auf dem Land                                       

Fleetmark, ein kleines Dorf in Sachsen-Anhalt. Hier leben 600 Menschen. Es gibt eine Kirche, einen Kindergarten. Jedoch keinen Arzt, der nächste Supermarkt ist 5 Kilometer entfernt und zum nächsten Krankenhaus  benötigt man eine Stunde Autofahrt über holprige Landstraßen. 

Pfarrer Dietrich Eichenberg und seine Maria Buro nennen das Land ihr Zuhause. Ihr Pfarrbereich umfasst 22 Dörfer. „Wer einmal hier aufgewachsen ist, den zieht es ein Leben lang hierher“, ist der 31jährige überzeugt. Menschen von anderswo ziehe es nicht aufs Land, die meisten verbringen ihr ganzes Leben auf dem Dorf. 

So auch die Seniorin Leonore Pengel. Die 91-jährige ist im Seelendorf Schernikau geboren, einem der Orte, die das Pfarrerpaar betreuen. 80 Einwohner leben hier. Leonore Pengel will auf dem Land bleiben, wegziehen kommt für sie nicht in Frage. Als vor 15 Jahren ihr Ehemann verstarb, zog ihre Tochter der Mutter zur Liebe wieder aufs Land. „Das Schlimmste für die Menschen im Alter hier ist die Einsamkeit und das Gefühl, niemandem mehr nützlich zu sein. Viele von denen haben ihr Leben lang hart gearbeitet, einen Hof betrieben, ein Handwerk ausgeübt, sie wurden dringend gebraucht“, meint Pfarrer Eichenberg. Ingeborg von Kalben will ihr Liebe zu Kunst auch im hohen Alter weiter mit Menschen teilen. Die 92-jährige lebt allein, Verwandtschaft hat sie in der Nähe keine. Ihre Tochter lebt in Hamburg, zu ihr fährt sie in den Wintermonaten, im März kehrt sie wieder zurück aufs Land. In den warmen Monaten besucht sie im Nachbarsdorf Kunststudenten, die an ihren Gemälden arbeiten. Im Alltag bekommt die ältere Dame Unterstützung von ihrer 60-jährigen Nachbarin. „Der Zusammenhalt und die soziale Kontrolle sind extrem hoch. Doch manchmal geraten die Menschen auch hier in ihre Grenzen“, so Eichenberg. 

Der Film „Hier bleib‘ ich bis zuletzt – Vom alt werden auf dem Land“ begleitet Senioren, die sich bewusst entschieden haben im Alter nicht mehr umzuziehen. Menschen, die in ihrem Dorf nicht nur alt werden, sondern auch dort sterben wollen. Welche Motivation steckt hinter dem Entschluss im Alter nicht mehr umziehen zu wollen? Welche Rolle spielt das soziale Netzwerk auf dem Land? Was sind die Herausforderungen, aber auch Chancen mit denen die Senioren täglich konfrontiert werden? Der Film gibt einen Einblick in den Alltag der Senioren und der Helfer, ohne die das Leben in den eigenen vier Wänden wohl nicht mehr möglich wäre.


Buch / Regie: Jessica Szczakiel
Spielzeit: 30 min
Auftraggeber: MDR
Produziert: 2019 , lona•media